
Aktuelles von der LÖG und der Branche.
14.3.25
USA setzt Russland subtil unter Druck
Die Volatilität an den Ölbörsen nimmt zu und so orientieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute wieder leicht nach oben. Der Londoner Rohölkontrakt ist damit auch wieder zurück über 70 Dollar, nachdem er gestern um deutliche 1,5 Prozent nachgegeben hatte. Brent steht damit kurz vor einem vierten Wochenverlust, während WTI sogar zum ach-ten Mal in Folge auf Wochensicht Verlust machen könnte der längste Rückgang seit 10 Jahren!
Die Verluste von gestern erfolgten, nachdem die IEA ihre Prognosen zu einem Angebotsüberhang in diesem Jahr aufgrund eskalierender Handelskriege und der geplanten OPEC+ Förderanhebung verschärft hatte. Auch die Nachfrageprognosen hat die Agentur noch einmal korrigiert: Die makroökonomischen Bedingungen, die unseren Ölnachfrageprognosen zugrunde liegen, haben sich im vergangenen Monat verschlechtert, da die Handelsspannungen zwischen den USA und mehreren anderen Ländern eskaliert sind.
Ein Ende der von Trump losgetretenen Zoll Streitigkeiten ist unterdessen nicht in Sicht, im Gegenteil. Der US Präsident scheint weiterhin verwundert darüber, dass die von ihm mit Strafzöllen belegten Länder mit Gegenmaßnahmen reagieren und hat nun erneut Drohungen gegen die EU ausgesprochen. So erklärte er gestern, Wein, Cognac und andere Alkoholimporte aus Europa mit Zöllen von 200 Prozent belegen zu wollen.
Unterdessen erklärte der russische Präsident Putin am Donnerstag, Moskau unterstütze einen US Vorschlag für einen Waffenstillstand in der Ukraine grundsätzlich. Er stellte aber eine Reihe von Bedingungen und forderte die Klärung zahlreicher offener Fragen, bevor Moskau zustimmen könne. Dies lässt annehmen, dass der Weg bis zu einem tatsächlichen Abkommen noch recht lang sein könnte.
Dies könnte auch der Grund sein, weshalb die USA die Sanktionen gegen Russland erst einmal weiter angezogen haben, glaubt IG Marktanalyst Tony Sycamore. Die verhaltene Zustimmung Russlands zu einem 30 tägigen Waffenstillstandsvorschlag mit der Ukraine hat die Zuversicht auf eine kurzfristige Feuerpause geschmälert, so der Experte. Man hat das Gefühl, dass die USA die Sanktionen nicht aufheben werden, bevor Russland einem Waffenstillstand zustimmt.
13.3.25
Moskau: Noch keine Zustimmung zu Waffenruhe
Die Ölpreise an ICE und NYMEX stabilisieren sich heute nach dem stärksten Anstieg seit zwei Wochen. Getrieben wurde dieser auch weiterhin durch einen schwachen Dollar, doch auch die nachlassende US-Inflation und ein eher bullisher DOE-Bestandsbericht stützten die Preise.
Die Verbraucherpreisindizes für Februar zeigten gestern eine rückläufige US-Inflation, obwohl Experten im Vorfeld mit einem Anstieg gerechnet hatten. Offenbar hat sich Donald Trumps aggressive Handelspolitik aber (noch) nicht auf die Preisteuerung ausgewirkt.
Dennoch bleiben makroökonomische Bedenken auch weiterhin ein Thema am Markt, denn die Gefahr einer Rezession im Lichte drohender Handelskrieg ist längst noch nicht gebannt. Kurzfristig wirken allerdings vor allem robuste Nachfragedaten, die der gestrige DOE-Bericht lieferte, gegen weitere Preisnachlässe.
„Sinkende US-Benzinvorräte weckten die Erwartungen eines saisonalen Nachfrageanstiegs im Frühjahr, doch Sorgen über die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen der Zollkriege belasteten den Markt“, fasst Hiroyuki Kikukawa, Chefstratege von Nissan Securities Investment, die Marktlage zusammen. „Da bullishe und bearishe Faktoren gleichzeitig auftreten, ist es für den Markt schwierig geworden, sich entschieden in die eine oder andere Richtung zu bewegen“.
Erst gestern hatte Trump erneut mit einer Eskalation der globalen Handelskriege durch weitere Zölle gedroht. Er reagierte damit auf die von wichtigen Handelspartnern wie der EU angekündigten Vergeltungsmaßnahmen auf die neu eingeführten US-Zölle auf Aluminium und Stahlprodukte. Der Hyperfokus des neuen US-Präsidenten auf Strafzölle hat das Vertrauen von Investoren, Verbrauchern und Unternehmen gleichermaßen geschürt und macht die Angst vor einer US-Rezession nicht gerade kleiner.
„Die Rohölpreise haben von der risikofreudigen Stimmung an den Märkten profitiert“, erklärt Analystin Charu Chanana von Saxo Markets den gestrigen Preisanstieg. „Die Risiken bleiben jedoch bestehen, da Sorgen um das globale Wachstum und mögliche Zölle die Aussichten trüben.“
Die Rohölpreise sind seit Mitte Januar konstant unter Druck geraten, da die Anleger eine schwächere Nachfrage in Ländern wie China und den USA bei gleichzeitig steigendem globalen Angebot einpreisten. Allerdings hatte die EIA in ihrem Monatsbericht am Dienstagabend ihre Prognosen zum erwarteten Angebotsüberschuss stark revidiert und einen deutlich bullisheren Standpunkt eingenommen. Heute Vormittag könnte die IEA noch einmal für Richtungsimpulse sorgen, sollte sie EIA und OPEC in ihren bullishen Einschätzungen folgen.
12.3.25
US-Rohölvorräte laut API stark gestiegen - Abbauten bei Benzinbeständen
Die aggressive Handelspolitik der Trump-Regierung macht derzeit auch dem Dollar zu schaffen, zumal mittlerweile sogar die Befürchtung aufgekommen ist, die USA könnten doch noch in eine Rezession schlittern. An sich macht ein schwächerer Dollar die in der US-Währung gehandelten Ölkontrakte günstiger für Käufer außerhalb der Vereinigten Staaten, was am gestrigen Dienstag besonders am Vormittag zu einer Erholung der an ICE und NYMEX gehandelten Ölfutures führte.
"Der schwächere Dollar wirkt der bearishen Tendenz der weltweiten Konjunkturabschwächung entgegen, auch wenn dies nur von kurzer Dauer zu sein scheint", meint diesbezüglich Priyanka Sachdeva, leitende Marktanalystin bei Phillip Nova. Auch Analyst Yeap Jun Rong von IG Asia Pte weist darauf hin, dass die Stimmung am Markt derzeit "fragil" ist und der gestrige Preisanstieg von den weiterhin bestehenden Unsicherheiten im Hinblick auf die Strafzölle der Trump-Regierung und die Entwicklung der US-Konjunktur überschattet wird.
Die EIA geht in ihrem Dienstagabend veröffentlichten Monatsbericht derweil davon aus, dass der Angebotsüberschuss im kommenden Jahr mit 0,48 Mio. B/T nur noch etwa halb so stark ausfallen dürfte, wie noch im vergangenen Bericht prognostiziert. Für 2025 rechnet die Behörde mittlerweile mit einem nahezu ausgeglichenen Markt. Bei diesen Erwartungen geht die EIA davon aus, dass unter anderem die rückläufigen Fördermengen Irans und Venezuelas im zweiten Quartal 2025 zu einem Rückgang der weltweiten Ölbestände führen werden.
Unter der Prämisse, dass die OPEC+ ihre Produktionskürzungen allmählich zurücknehmen wird und die Ölförderung von Ländern, die nicht der Allianz angehören, steigen wird, erwartet die EIA jedoch zum Ende des laufenden Jahres und für das gesamte Jahr 2026 wieder einen Anstieg der Bestände. "Infolgedessen prognostizieren wir einen Rückgang des Brent-Rohölpreises auf durchschnittlich $68 /Barrel im Jahr 2026", heißt es im Überblick zum Monatsbericht.
Abgesehen von der Produktion Irans und Venezuelas, die durch eine strengere Umsetzung der US-Sanktionen beeinträchtigt werden könnte, bleibt abzuwarten, wie es mit den US-Sanktionen gegen Russland weitergeht. Bei den Gesprächen der Delegationen aus den USA und der Ukraine in Saudi-Arabien, bei denen sich die Ukraine offenbar dazu bereit erklärte, einem 30-tägigen Waffenstillstand zuzustimmen, kündigte Washington an, die Militärhilfen für die Ukraine wieder aufzunehmen. Der Vorschlag über die Waffenruhe soll nun Russland vorgelegt werden. Sollte es bald nicht nur zu einem Waffenstillstand, sondern tatsächlich zu Frieden in der Ukraine kommen, könnten auch zahlreiche Sanktionen gegen die russische Ölindustrie wegfallen.
Im heutigen Tagesverlauf werden nun allerdings erst einmal der aktuelle Monatsbericht der OPEC, die Inflationsdaten aus den USA sowie die offiziellen Bestandsdaten des DOE für die Woche zum 7. März im Mittelpunkt stehen. Das API meldete Dienstagnacht einen starken Anstieg der landesweiten Rohölvorräte der USA, aber auch einen beträchtlichen Rückgang der Benzinbestände.
11.3.25
Analyst: Welt steht vor "Peak Oil Trade"
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX gaben zum Wochenbeginn wieder nach, nachdem es am Freitag zu einer vorübergehenden Aufwärtskorrektur gekommen war. Die Unwägbarkeiten, die die Marktteilnehmer derzeit abwägen müssen, sorgen auch weiterhin für eine gewisse Zurückhaltung.
"Externe Faktoren treiben die Ölpreise weiter nach unten und anhaltende Wachstumssorgen sorgen allgemein für eine risikoaverse Stimmung", so Warren Patterson zur aktuellen Konstellation. "Die sich deutlich verschlechternde Stimmung an den Märkten macht es schwierig, einen Boden auszumachen", fügt der leitende Rohstoffstratege der ING Groep NV hinzu.
Zu dieser Verschlechterung der Stimmung trug zuletzt maßgeblich das Hin und Her der US-Regierung im Hinblick auf die Strafzölle gegen die Nachbarländer Kanada und Mexiko bei, sowie die Zollspirale, in die die USA und China hineinzuschlittern scheinen. Die Möglichkeit, dass die Strafzölle der US-Konjunktur erst einmal schaden könnten, bevor sie ihr (vielleicht) nutzen, treibt die Trader dabei nicht erst seit dem jüngsten Interview Trumps mit dem Fernseh-Sender Fox News um.
Wie die EIA die aktuelle Lage und die künftige Entwicklung am Ölmarkt nach den ersten Wochen der zweiten Trump-Präsidentschaft einschätzt, wird sich heute Abend zeigen, denn dann veröffentlicht die Behörde ihren neuesten Monatsbericht. Die entsprechenden Berichte von OPEC und IEA folgen am morgigen Mittwoch und am Donnerstag.
Am späten Abend - um 21:30 Uhr - ist außerdem der nächste US-Ölbestandsbericht des API fällig. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen die befragten Analysten davon aus, dass die landesweiten Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche zugenommen haben, während die Bestände an Destillaten und Benzin gesunken sein sollen.
Ebenfalls im Fokus der Marktteilnehmer werden heute die Gespräche zwischen Delegierten der USA und der Ukraine in Saudi-Arabien sein. Deuten die Ergebnisse der Gespräche darauf hin, dass es bald zu einem Ende des Krieges in der Ukraine kommen könnte - sollte sich auch Russland weiterhin kompromissbereit zeigen -, wäre dies ein weiterer bearisher Faktor für die Ölfutures.
Eher bullish wirkt dagegen die Aussicht auf strengere US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuela. "Die USA haben Chevron bereits die Lizenz für die Geschäftstätigkeit in Venezuela entzogen, und es bleibt abzuwarten, ob die Sanktionen gegen den Iran verschärft werde", meint diesbezüglich der Analyst Suvro Sarkar von der DBS Bank und fügt hinzu: "In der Zwischenzeit werden jedoch die Sorgen um das globale Wachstum angesichts der politischen Unsicherheiten und der Handelskriege dominieren". Was die geplante Produktionssteigerung der OPEC+ anbelangt, geht Sarkar zudem davon aus, dass diese wieder ausgesetzt werden dürfte, sollte der Brent-Preis über einen längeren Zeitraum unter 70 Dollar pro Barrel sinken.
10.3.25
Ölfutures starten bei bleibender Unsicherheit schwächer in die neue Handelswoche
An den Ölbörsen fielen die Rohölpreise in der vergangenen Woche unter die bisherigen Unterstützungen der Aufwärtstrends, in denen sie sich seit April 2020 entwickelt hatten und schrieben außerdem neue Langzeittiefs. Mehrere bearishe Faktoren hatten den für WTI siebten und für Brent vierten Preisrückgang auf Wochensicht begünstigt.
Dazu gehörte gleich Anfang der Woche die Bestätigung der Produktionssteigerung der OPEC+-Produktion ab Anfang April, die - zumindest laut Russlands Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak - nichts mit dem Druck zu tun hat, den US-Präsident Trump kurz nach seinem Amtsantritt im Januar aufgebaut hatte, indem er die OPEC dazu aufrief, die Fördermengen zu steigern, um die Preise sinken zu lassen. Dass man nun nach mehreren Verschiebungen tatsächlich zum zweiten Quartal mit der Rückführung der freiwilligen Zusatzkürzungen einiger OPEC+-Länder beginnen will, soll laut Nowak einzig und allein mit dem erwarteten saisonalen Nachfrageanstieg zusammenhängen.
Bei dieser Begründung hätte die Allianz die eigenen Fördermengen allerdings bereits im zweiten Quartal 2024 wieder steigern können. Stattdessen blieb man allerdings lieber vorsichtig. Dass die Marktteilnehmer diese Begründung für bare Münze nehmen, darf angezweifelt werden, zumal die in der vergangenen Woche veröffentlichten Daten zum Außenhandel Chinas die Nachfragesorgen eher befeuert, denn gemindert haben.
Der Analyst Chris Weston von der Pepperstone Group hält es daher bei Brent für möglich, dass der Preis noch unter das Tief von letzter Woche sinkt und "wir technische und forcierte Verkäufe sehen". Im Hinblick auf die Entwicklung zum Wochenstart weist Weston darauf hin, dass an den Märkte in Asien und auch andernorts heute Morgen eher Zurückhaltung herrschte und "Rohöl der Abwärtsbewegung folgt".
Zur Zurückhaltung an den Finanzmärkten im Allgemeinen und an den Ölbörsen im Speziellen führte zuletzt auch die wankende Handelspolitik der US-Regierung. So hatte US-Präsident Trump vergangene Woche die Strafzölle auf zahlreiche Importprodukte aus Kanada und Mexiko vorübergehend wieder aufgehoben, während die Gegenzölle Chinas in Reaktion auf die weitere Anhebung der Strafzölle auf chinesische Güter in Kraft traten.
Ebenfalls für Verunsicherung sorgen die Verhandlungen über einen möglichen Frieden in der Ukraine. Diese könnten zu einer Lockerung der US-Sanktionen gegen Russland führen, wobei die Trump-Administration allerdings auch die Möglichkeit weiterer Sanktionen in Betracht zieht, sollte sich Russland doch querstellen. Ähnlich sieht es beim Iran aus, dem Präsident Trump vergangene Woche Verhandlungen zum Atomprogramm vorschlug. Sollte Teheran sich allerdings nicht willens zeigen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sein Atomprogramm zurückzufahren, drohen auch der Islamischen Republik weitere Sanktionen.
7.3.25
Weitere Zollerleichterungen für Mexiko und Kanada
Obwohl sich die Notierungen an ICE und NYMEX seit gestern stabilisiert haben, steht den Ölbörsen nicht nur der größte Wochenverlust seit letztem Oktober bevor, es ist auch der siebte wöchentliche Rückgang in Folge. Dagegen kann auch Donald Trumps neuerlicher Richtungswechsel in Sachen Strafzölle nichts ausrichten, zumal die Verunsicherung am Markt deutlich spürbar bleibt. Alles wird im Gleichschritt mit Trumps Handelsmassnahmen verlaufen, soweit das Auge reicht, stellt Ölmarktexpertin Vandana Hari von Vanda Insights fest. Es sieht so aus, als ob die Finanzmärkte in vollem Panikmo-dus sind und sich nicht mehr so leicht durch Trumps einmonatige Aufschübe und Ausnahmen bei den Importzöllen beruhi-gen lassen, so die Analystin, die anfügt: Das lässt den Rohölpreis in der Nähe seines Viermonatstiefs verharren, auch wenn er anfällig für weitere Kursverluste bleibt.
Donald Trump hatte gestern die erst am Dienstag in Kraft getretenen Strafzölle gegen Mexiko und Kanada weiter ausge-höhlt, nachdem er schon am Mittwoch erste Ausnahmen gewährt hatte. Damit greifen die 25%-Zölle nicht auf Waren, die unter das nordamerikanische Handelsabkommen USMCA fallen – zumindest bis zum 2. April. Dann will der US-Präsident voraussichtlich auch seine Pläne für die sogenannten Gegenzölle gegen zahlreiche andere Länder vorstellen.
Dennoch stellt Trumps Entscheidung von gestern eine deutliche Kehrtwende in der Politik des Präsidenten dar, der erst am Dienstag die größte Zollerhöhung seit einem Jahrhundert angekündigt hatte, um dann 48 Stunden später zurückzuru-dern, nachdem die Wall Street einbrach und die Republikaner ihre Besorgnis über die wirtschaftlichen Folgen zum Aus-druck brachten. Laut Trump sei das nicht der Grund für seine Entscheidung gewesen, er schaue überhaupt nicht auf den Markt. Irgendjemand in seiner Administration hat aber offenbar auf den Markt geschaut und Trump zu diesem Schritt geraten.
Es zeigt sich aber, dass sich die Anleger nach dem nun schon Wochen dauernden Hin und Her in Trumps Zoll Theater nicht so leicht beruhigen lassen. Zwar ist der jüngste Preiseinbruch gestoppt, doch für einen Kurswechsel reicht das noch lange nicht, zumal es am Markt noch einige weitere bearishe Faktoren gibt.
6.3.25
Strafzölle: Autohersteller für einen Monat ausgenommen
Nach dem heftigen Preisverfall der vergangenen Handelstage orientieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute Morgen wieder etwas nach oben. Brent war angesichts anhaltender Zollunsicherheiten und der Aussicht auf eine OPEC+ Angebotssteigerung gestern auf den tiefsten Stand seit Dezember 2021 gefallen und auch WTI markierte mit dem tiefsten Stand seit April 2023 ein Mehrjahrestief.
Damit ist der Markt allerdings in stark überverkauftes Territorium eingetreten, so dass Aufwärtskorrekturen wahrscheinlich werden. Darauf weist auch IG-Analyst Yeap Jun Rong hin: „Der drastische Einbruch der Ölpreise unter die Schlüsselmarke von 70,00 Dollar könnte in der heutigen Sitzung zu einer leichten Verschnaufpause führen, da die technischen Bedingungen einen Stabilisierungsversuch aus dem überverkauften Bereich heraus erlauben“.
Von fundamentaler Seite sorgte die gestern verkündete Zoll-Erleichterung für Autohersteller erst einmal für etwas Hoffnung, denn angeblich soll in Washington auch über die 10%igen Zölle auf kanadische Energieimporte, wie Rohöl und Benzin, diskutiert werden. Amerikanische Raffinerien sind stark auf Rohölimporte aus den Nachbarländern angewiesen, so dass die Strafzölle sich spürbar auf die Tankstellenpreise in den USA auswirken dürften.
Doch selbst, wenn Trump noch einmal Ausnahmen auf Energieprodukte gewährt, sind die Handelsbeziehungen zwischen den Ländern nachhaltig gestört und Handelskriege wohl kaum noch zu vermeiden. Die Raffinerien an der US-Golfküste bestellen schon seit Wochen spürbar weniger Rohöl aus Mexiko, das am Sonntag seine Reaktion auf Trumps Zölle bekannt geben will. Die kanadische Provinz Alberta wird nach Angaben ihres Premierministers am Bau von Pipelines zur Küste arbeiten, um die Öllieferungen nach Asien und Europa zu erhöhen.
Am Ölmarkt sorgt das weiterhin für extreme Verunsicherung und erhöht die Sorge, dass mit einem konjunkturellen Einbruch auch die Nachfrage nach Öl und Ölprodukten leiden wird. „Importzölle sind letztlich inflationär und wirken sich auf die Verbrauchsmuster aus, insbesondere auf Diesel, der stark mit der industriellen Nachfrage korreliert“. „Die Unvorhersehbarkeit von Vergeltungszöllen und Gegenzöllen trägt zu weiterer Unsicherheit bei“.
„Trumps Handelsmaßnahmen drohen, die weltweite Energienachfrage zu verringern und die Handelsströme auf dem globalen Ölmarkt zu stören. Dies wurde durch einen Anstieg der US-Lagerbestände noch verschärft“, kommentiert Ölmarktexperte Daniel Hynes von der ANZ die aktuelle Marktstimmung und nimmt Bezug auf die gestrigen US-Ölbestandsdaten des DOE.
Heute warten die Anleger neben neuen Nachrichten aus Washington auch auf die Zinsentscheidung der EZB, die am Nachmittag aller Wahrscheinlichkeit nach eine weitere Zinssenkung verkünden wird. Doch auch die europäische Zentralbank steht angesichts der Ära Trump 2.0 vor neuen, schwer einzuschätzenden Voraussetzungen, so dass die Marktteilnehmer genau auf die Worte der EZB-Präsidentin Christine Lagarde achten werden, wenn sie sich nach der Zinssitzung an die Presse wendet.
5.3.25
API Bestandsdaten liefern gemischtes Bild
Die Ölfutures an ICE und NYMEX bleiben auch zur Wochenmitte unter Druck und die Anleger versuchen abzuwägen, wie sich OPEC+ Angebotssteigerungen, Strafzölle, Handelskriege und geopolitische Risiken auf die weitere Ölmarktentwicklung auswirken werden.
Die "Entscheidung der OPEC+, die Produktion wieder zu erhöhen, ist eine wesentlich nachteilige Entwicklung, die die Märkte zu einer Zeit belastet, in der sich die US-Makrodaten abschwächen“, kommentieren die Analysten von Citi die jüngste Bestätigung der Gruppe, ihre geplanten Förderanhebungen ab April tatsächlich durchzuziehen.
Belastet wurden die Märkte zudem auch wieder durch die Zoll-Turbulenzen in Washington, denn gestern Abend hatte Handelsminister Howard Lutnick erklärt, dass einige Zölle gegen Mexiko und Kanada möglicherweise zurückgenommen werden könnten, ohne jedoch konkreter zu werden. Damit erhöhte sich erneut die Unsicherheit an den Märkten.
Die Kurse an den Rohölbörsen sind seit Mitte Januar tendenziell unter Druck, da Trumps Handelspolitik die Wahrscheinlichkeit von Handelskriegen an mehreren Fronten erhöht, was die Energienachfrage beeinträchtigen könnte. „Kanada bereitet sich auf einen Kampf vor“, meint etwa Wayne Gordon von der UBS. „Das wirkliche Risiko ist, dass sich die Sache in die Länge zieht“, fürchtet der Experte.
Tatsächlich sind sich die meisten Fachleute einig, dass die von den USA angezettelten Handelskriege ein Garant für weniger Arbeitsplätze, langsameres Wachstum und höhere Preise sind, was sich sicherlich auf die Ölnachfrage in den USA auswirken dürfte. Händler und Analysten gehen davon aus, dass die Benzinpreise im US-Einzelhandel in den kommenden Wochen steigen werden, weil die neuen Zölle die Kosten für Energieimporte erhöhen.
Trumps Importzölle könnten je nach ihrer endgültigen Zusammensetzung auch zu einer Neuordnung der weltweiten Rohölströme führen. Mexikanisches Öl könnte in Regionen wie Asien umgelenkt werden, zollfreie lateinamerikanische Sorten könnten in größeren Mengen in die USA fließen, und die Käufer von Kraftstoff an der US-Ostküste könnten sich an Europa wenden.
Kurzfristig werden die Anleger heute aber neben neuer Zoll-Kommentare aus dem Weißen Haus erst einmal auf die DOE-Bestandsdaten warten. Diese stehen um 16:30 Uhr auf dem Programm und haben das Potenzial, den Ölbörsen noch einmal einen Richtungsimpuls zu geben, sollten etwa die Bestände stärker gesunken sein als vom API gemeldet.
4.3.25
Produktionssteigerung der OPEC+ startet ab April
Nachdem Brent und WTI am gestrigen Montag neue Tiefststände für das laufende Jahr schrieben, bauten sie ihre vorläufigen Jahrestiefs heute Morgen gleich weiter aus. Die jüngste Abwärtsdynamik wird gleich von mehreren Seiten befeuert.
"Öl steht an zwei Fronten unter Druck", so Warren Patterson, leitender Rohstoffstratege der ING Groep NV, der auf den gestern durch die OPEC+ bestätigte Produktionssteigerung ab April und die US-Zölle verweist. Die Strafzölle der USA bedeuten laut Patterson "wahrscheinlich eine weitere Eskalation, die die Wachstums- und Nachfrageaussichten nur weiter eintrüben wird".
Was die Rückführung der freiwilligen Zusatzkürzungen von einigen OPEC+-Ländern ab April anbelangt, bleibt die tatsächliche Wirkung auf das Angebot wohl abzuwarten und wird letztlich auch davon abhängen, wie sehr sich die Länder der Allianz, deren Fördermengen die vereinbarten Obergrenzen seit Januar 2024 zeitweise überschritten haben, an die angekündigten Kompensationen halten. Vorerst ruft die jüngste Ankündigung der OPEC+ bei den Marktteilnehmern jedoch Bedenken hervor, dass es zu einem Angebotsüberschuss kommen dürfte.
Unterdessen hieß es am gestrigen Montag, dass das Weiße Haus das Außen-, sowie das Finanzministerium dazu aufgefordert habe, zu prüfen, welche Sanktionen gegen Russland gegebenenfalls aufgehoben werden könnten. Die Vorschläge dürften dann in die nächsten Gespräche zwischen Delegierten der beiden Länder einfließen. Die US-Militärhilfen für die Ukraine wurden dagegen nach dem jüngsten Eklat zwischen Präsident Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj auf Eis gelegt.
Bei der Investmentbank Goldman Sachs ist man allerdings der Ansicht, dass das Steigerungspotenzial der russischen Ölproduktion selbst bei Lockerung der US-Sanktionen eher geringfügig wäre, da eine umfangereichere Anhebung der Fördermengen Russland in Konflikt mit den OPEC+-Fördergrenzen bringen würde. Gemäß den Produktionsvereinbarungen, die laut der gestern veröffentlichten Pressemitteilung für die acht OPEC+-Länder, die ihre Produktion zuletzt freiwillig zusätzlich drosselten, für 2025 und 2026 gelten, dürfte Russland im April 9,004 Mio. B/T fördern.
3.3.25
Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Ukraine
Zu Beginn der neuen Handelswoche erhielten die Ölfutures zunächst Auftrieb aus mehreren Richtungen. Allen voran war das Zerwürfnis zwischen dem US-Präsidenten und seinem Amtskollegen aus der Ukraine, zu dem es am Freitag gekommen war, als Selenskyj entgegen den Erwartungen den Rohstoff-Deal zwischen der Ukraine und den USA ohne Sicherheitsgarantien aus Washington nicht unterzeichnen wollte. Davon abgesehen stützten auch Konjunkturindikatoren aus China sowie die Tatsache, dass die Wiederaufnahme der irakischen Rohölexporte über die Kirkuk-Ceyhan Pipeline auch nach dem Wochenende offenbar immer noch in der Schwebe sind.
Der Eklat im Weißen Haus stellte auf Angebotsseite einen bullishen Faktor dar, da er bei den Marktteilnehmern Fragen darüber aufwarf, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß der Westen seine Sanktionen gegen den russischen Energiesektor aufheben wird, wenn es zu einem Friedensabkommen kommt, an dem die Ukraine selbst nicht beteiligt ist. Der bullishe Effekt dieses Themas ließ jedoch bereits wieder etwas nach, nachdem sich der ukrainische Präsident am gestrigen Sonntag bereit gezeigt hatte, hinter verschlossenen Türen noch einmal über ein Rohstoff-Abkommen mit den USA zu verhandeln.
Angebotsseitig stützt außerdem die immer noch ausbleibende Wiederaufnahme der Exporte kurdischen Rohöls. Hatte das irakische Ölministerium vergangene Woche noch angekündigt, die Exporte könnten zum Wochenende wieder anlaufen, so stellen sich nun offenbar die ausländischen Ölunternehmen, die in der semiautonomen Region Kurdistan aktiv sind, quer und fordern verlässliche Sicherheitsgarantien, bevor sie ihre Aktivitäten wieder aufnehmen.
Auf Seite der Nachfrage gaben die besser als erwarteten Einkaufsmanagerindizes aus China, die am Wochenende und heute Morgen veröffentlicht wurden, den Ölfutures Auftrieb. Bei den Analysten ist man sich allerdings noch nicht ganz einig, ob dies ein nachhaltiges positives Zeichen für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und damit auch der Ölnachfrage ist, oder nur ein vorübergehendes Phänomen. Die Sitzung des chinesischen Parlaments, die am Mittwoch beginnt, könnte die Einschätzung der Marktbeobachter diesbezüglich noch beeinflussen, da man sich von dieser die Aussicht auf weitere Maßnahmen Pekings zur Ankurbelung der Wirtschaft erhofft.
28.2.25
Delegierte: OPEC+-Produzenten noch uneins über weitere Strategie
Hatte das Thema Strafzölle zuletzt eher auf der hinteren Herdplatte gesimmert, so ließen es die jüngsten Kommentare von US-Präsident Trump in dieser Woche wieder aufkochen. Damit nahmen, ganz ohne Zutun Chinas, die Bedenken hin-sichtlich des weltweiten Nachfragewachstums wieder deutlich zu, wobei auch schlechter als erwartete Konjunkturindi-katoren aus den USA ihren Teil dazu beitrugen. Die Strategie die der Trump Administration gegen den Iran und Venezuela wieder mit stärkerem Druck vorzugehen, verhinderte in dieser Woche dagegen noch stärkere Verluste.
Die Zölle sind wieder im Fadenkreuz, so Analyst Chris Weston von der Pepperstone Group zur aktuellen Lage am Markt und führt aus. Ein Markt, der auf die jüngsten Schlagzeilen über Zölle weniger empfindlich reagiert hat, musste seine Re-aktionsweise überdenken. So bekräftigte Trump am gestrigen Donnerstag noch einmal, dass die Strafzölle gegen Einfuh-ren aus Kanada und Mexiko ab dem 4. März in Kraft treten sollen und sprach dabei auch von einem Einfuhrzoll in Höhe von 10 Prozent auf Energieprodukte aus Kanada. China drohte er unterdessen mit der Verdopplung der bereits geltenden Zölle auf Einfuhren von Waren aus der Volksrepublik.
Während die Zölle auf kanadische Energieprodukte kurz- bis mittelfristig eine preistreibende Wirkung entfalten dürften, da Kanada der größte Öllieferant der USA ist, dürften steigende Ölpreise letztendlich die Nachfrage beeinträchtigen. Wie schnell die Nachfrage jedoch auf die US Einfuhrzölle reagieren wird, bleibt allerdings abzuwarten, zumal auch noch un-gewiss, welches Ausmaß die Strafzoll Strategie der US Regierung noch annehmen wird.
Dies wiederum erschwert es nicht nur den Marktteilnehmern, sondern auch der OPEC+, Handelsentscheidungen zu tref-fen, zumal auch auf Angebotsseite aktuell noch zahlreiche Unwägbarkeiten vorhanden sind. Dazu zählt beispielsweise die Entwicklung der Produktion Irans und Venezuelas unter dem Druck der USA, sowie die Zukunft der Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine.
27.2.25
Trump Chevron-Lizenz für Exporte venezolanischen Rohöls aufkündigen
Nach Brent und WTI verzeichneten am gestrigen Mittwoch nun auch die Produktkontrakte an ICE und NYMEX neue Jahrestiefs. Vor allem bei Gasoil und Heating Oil trugen dazu die US-Ölbestandsdaten und die Wetteraussichten für die USA bei. Die Zoll-Drohungen von Präsident Trump blieben unterdessen ein weiterer bearisher Faktor.
Trotz der zuletzt weiter aufgestockten US-Sanktionen gegen den Iran und der geltenden Sanktionen gegen Russland steuern die Rohölpreise derzeit auf Monatssicht auf den stärksten Rückgang seit September zu. Dies liegt einerseits daran, dass man Angesichts der Gespräche zwischen den USA und Russland über einen möglichen Frieden in der Ukraine am Markt darauf baut, dass zumindest die Sanktionen gegen Russland bald wegfallen könnten, was das Ölangebot des Landes wieder steigen lassen dürfte.
Andererseits nahmen zuletzt die Bedenken im Hinblick auf die Ölnachfrage wieder zu, wobei diesmal weniger die chinesische Nachfrage im Fokus stand, als die der USA. Enttäuschende Konjunkturindikatoren hatten bei den Marktteilnehmern in erster Linie Sorgen um die weitere Entwicklung der US-Konjunktur aufkommen lassen. Eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung geht allerdings meist auch mit einer schwächeren Entwicklung der Ölnachfrage einher, weswegen die schlechter als erwarteten Konjunkturindikatoren aus den USA auch die Ölfutures belastete.
Auf der Angebotsseite werden die Trader nun besonders die weitere Produktionsstrategie der OPEC+ im Auge behalten. Während beispielsweise der OPEC-Beauftragte Russlands, Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak, zuletzt angab, die Allianz sehe keinen Grund von dem Plan, die Produktionsmengen ab April zu steigern, abzuweichen, gehen viele Marktbeobachter und Analysten mittlerweile davon aus, dass die Produktionssteigerung noch ein weiteres Mal verschoben werden dürfte (26.02.2025 Morgan Stanley: Keine OPEC+ Angebotssteigerung im April). Ob dem so ist, wird nicht zuletzt auch davon abhängen, wie schnell die iranischen Angebotsmengen durch die neuen US-Sanktionen sinken und wann es ein Friedensabkommen für die Ukraine geben wird.