
Aktuelles von der LÖG und der Branche.
23.10.25
USA verschärfen Russland-Sanktionen
Nachdem sich die Trump-Regierung lange Zeit gelassen hatte, um weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, war es gestern soweit: Das US-Finanzministerium teilte mit, dass die beiden russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf die Sanktionsliste gesetzt worden seien. Bei den Rohölpreisen an den Ölbörsen führte dies zu einem Anstieg, im Zuge dessen WTI mittlerweile zum ersten Mal seit dem 10. Oktober wieder über 60 Dollar geklettert ist, während sich Brent der 65 Dollar-Marke nähert.
"Dies ist definitiv eine der bedeutenderen Maßnahmen, die die USA ergriffen haben, aber ich glaube, dass sie durch die weit verbreitete Nutzung illegaler Finanznetzwerke abgeschwächt werden", so die Einschätzung der Analystin Rachel Ziemba vom Center for a New American Security in Washington zur Wirkung der Sanktionen auf das russische Ölangebot. "China und Indien werden wahrscheinlich etwas weniger kaufen, aber es wird keinen plötzlichen Stopp für russisches Öl geben", fügt Ziemba hinzu.
Auch Thomas Graham, Fellow beim Council on Foreign Relations, ist nicht wirklich überzeugt, dass die Sanktionen Wirkung zeigen werden. "Wenn das Weiße Haus glaubt, dass dies zu einer radikalen Änderung des Verhaltens des Kremls oder der Politik Putins führen wird, macht es sich etwas vor – und ich glaube nicht, dass sie das tatsächlich glauben", meint Graham, der fortfährt: "Sanktionen wirken langsam, und der Kreml ist sehr gut darin, solche Sanktionen zu umgehen".
So bleibt abzuwarten, wie lange die neuen US-Sanktionen die Ölpreise an ICE und NYMEX stützen werden, zumal im Hinblick auf die kurzfristigen Ausfälle des kasachischen Ölangebots bereits gestern Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Fördermengen aufkamen. Davon abgesehen werden sich die Marktteilnehmer an ICE und NYMEX in den kommenden Tagen nicht allzu weit mit tatsächlichen Käufen aus dem Fenster lehnen wollen, stehen doch nächste Woche nicht nur das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping zum Thema Handel auf der Agenda, sondern auch die Zinssitzungen von EZB und Fed.
Zwar rechnet der Markt damit, dass die US-Notenbank die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird, kurz vor Bekanntgabe der Sitzungsergebnisse halten sich die Trader jedoch für gewöhnlich bedeckt, was risikoreichere Manöver anbelangt. Abgesehen davon stehen am morgigen Freitag zunächst noch die US-Inflationsdaten für September zur Veröffentlichung an, die für die Fed ein wichtiger Entscheidungsfaktor sind.
Für den ersten Sonntag im November ist dann auch schon die nächste Videokonferenz der acht OPEC+-Länder geplant, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis stärker gedrosselt haben als nötig. Da der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, im November nach Washington reisen will, wo er Medienberichten zufolge am 18. November im Weißen Haus mit US-Präsident Trump sprechen wird, ist durchaus denkbar, dass die OPEC8+ auch für Dezember eine weitere Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen ankündigen werden. Schließlich hat Trump bereits zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Präsident von der OPEC(+) gefordert, die Produktion wieder zu erhöhen, um die Ölpreise sinken zu lassen.
22.10.25
US-Regierung will 1 Mio. Barrel Rohöl für strategische Reserven kaufen
Während der Markt weiterhin gespannt ist, wie sich die nächste Verhandlungsrunde zwischen China und den USA zum Thema Handelsbeziehungen gestalten werden, gab es im Hinblick auf die Handelsgespräche zwischen Washington und Neu Delhi erneut Gerüchte über eine Annäherung. Davon abgesehen lieferten auch die Drosselung der kasachischen Ölförderung, die US-Ölbestandsdaten des API sowie die Ankündigung des US-Energieministeriums, mit dem Wiederauffüllen der strategischen Rohölbestände (SPR) der USA fortzufahren, zuletzt einzelne bullishe Impulse.
"Trotz der insgesamt pessimistischen Stimmung aufgrund des Überangebots an Öl und der schwachen Nachfrage besteht weiterhin das Risiko von Versorgungsunterbrechungen in Krisengebieten wie Russland, Venezuela, Kolumbien und dem Nahen Osten, wodurch ein Ölpreis unter 60 Dollar verhindert wird", meint Mukesh Sahdev, Gründer und CEO des Energieberatungsunternehmens XAnalysts, zur aktuellen Gemengelage.
Meldungen darüber, dass das geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Putin auf Eis gelegt worden sei, gaben den Ölpreisen zuletzt ebenfalls leichten Auftrieb. Nachdem Moskau einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine abgelehnt hatte, gab Trump gegenüber Journalisten an, er wolle kein "vergeudetes Treffen". Allerdings fügte er hinzu, dass es dennoch zu weiteren Entwicklungen kommen könnte und die die US-Regierung "in den nächsten zwei Tagen" Informationen diesbezüglich herausgeben werde.
Im heutigen Tagesverlauf dürften die Marktteilnehmer nun erst einmal wieder die US-Versorgungslage im Blick haben. Sollte das DOE heute um 16:30 Uhr die vom API erwartete Bestandsentwicklung für die Woche zum 17. Oktober bestätigen, so wären die landesweiten Rohölvorräte der USA nach einem dreiwöchigen Anstieg erstmals wieder gesunken. Von Interesse dürfte außerdem die Raffinerieauslastung sein, die bereits in der Vorwoche den niedrigsten Stand seit Mitte Februar erreicht hatte. Sollte die Auslastung in der vergangenen Woche noch weiter gesunken sein, könnte dies bei einem Anstieg der Destillatnachfrage zu einem erneuten Rückgang der Bestände in dieser Produktkategorie geführt haben. Diese lagen bereits in der vergangenen Woche unter dem 5-Jahres-Durchschnitt.
21.10.25
Brasilien treibt Ölexploration an der Amazonas-Mündung voran
Die Ölbörsen bleiben weiterhin unter Druck, denn gegen das Damoklesschwert „Überversorgung“, dass über dem Markt schwebt, gibt es aktuell kein Ankommen. In diesem Zusammenhang blicken die Anleger unter anderem mit Spannung auf das für Ende der Woche geplante Treffen zwischen den USA und China, bei dem Fortschritte im Handelsstreit erwartet werden.
US-Präsident Donald Trump hatte sich am Montag optimistisch gezeigt, mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine Einigung zu erzielen. „Ich denke, wir werden ein sehr starkes Handelsabkommen schließen, mit dem beide Seiten zufrieden sind“, so Trump. Gleichwohl bleiben allerdings wichtige Streitpunkte über Zölle, Technologien und Marktzugang vor dem geplanten Treffen in Südkorea ungelöst.
Solange kein tatsächliches, wasserdichtes Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern vorliegt, dürfte sich an der grundsätzlich bearishen Marktlage kaum etwas ändern, davon sind auch die Analysten bei Ritterbusch and Associates überzeugt. Ihrer Meinung nach seien Verkäufe in Phasen steigender Kurse derzeit zu bevorzugen. Zugleich bestehe jedoch weiterhin ausreichend geopolitische Unsicherheit, um das zunehmend schlechte Angebots-Nachfrage-Verhältnis zeitweise auszugleichen.
Die IEA rechnet für das kommende Jahr mit einem Angebotsüberschuss von 4 Mio. B/T am Ölmarkt, da die OPEC+-Allianz sowie Produzenten außerhalb des Bündnisses ihre Förderung ausweiten. Die Futures befinden sich auf dem Weg zum dritten Monatsminus in Folge und die Terminstruktur deutet inzwischen auf ein Überangebot hin (20.10.2025 Brent kippt ins Contango - Angebotsschwemme am Markt angekommen?).
„Das Angebot wächst derzeit etwa dreimal so schnell wie die Nachfrage – kurzfristig haben wir es klar mit einem Überfluss zu tun“, konstatiert Bob McNally, Präsident der Rapidan Energy Group. Das spiegelt sich auch in aktuellen Tanker-Tracking-Daten wider, die ein Rekordhoch der auf den Weltmeeren transportierten Ölmengen zeigen (20.10.2025 Öltransporte auf den Weltmeeren erreichen Allzeithoch).
Laut Capital Economics-Analyst Hamad Hussain liegen die schwimmenden Lagerbestände – rund 95 % davon Öl in Transit – auf einem Niveau, das zuletzt während der Pandemie beobachtet wurde, als der Brent-Preis bei etwa 30 Dollar je Barrel lag.
„Die Futures bleiben unter Druck, da sich ein Angebotsüberschuss abzeichnet und die geopolitische Risikoprämie nachlässt“, meint Dennis Kissler von BOK Financial. Viele Marktteilnehmer rechneten nicht mit einem schnellen US-chinesischen Handelsabkommen, während ein mögliches Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin zur Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt beitragen könnte – was die Ölpreise zusätzlich belaste.
Die beiden Staatschefs könnten innerhalb der nächsten zwei Wochen zu einem weiteren Gipfeltreffen zusammenkommen. Austragungsort soll Budapest sein. Offenbar haben die beiden Außenminister Marco Rubio und Sergej Lawrow schon mit der Planung des Meetings begonnen. Was dabei herauskommen wird, bleibt allerdings offen. Die EU hat ihre Warnung wiederholt, dass Frieden nur unter Beteiligung Europas und mit Schutzgarantien für die Ukraine möglich sei.
20.10.25
USA/China: Handelsgespräche gehen in die nächste Runde
Zum Start in die neue Woche bleiben die altbekannten fundamentalen Faktoren bestimmend am Ölmarkt. So belastet auch weiterhin die Sorge über ein weltweites Überangebot und eine nachlassende Nachfrage infolge wachsender Handelsspannungen zwischen den USA und China. Schon letzte Woche hatten Brent und WTI deshalb mehr als 2 % verloren und damit den dritten Wochenverlust in Folge verzeichnet.
Die Angst vor einem Überangebot durch gestiegene Fördermengen der ölproduzierenden Länder, kombiniert mit der Furcht vor einer wirtschaftlichen Abkühlung infolge der eskalierenden US chinesischen Handelsstreitigkeiten, führt zu anhaltendem Verkaufsdruck, kommentiert Toshitaka Tazawa von Fujitomi Securities.
Er verweist zudem auf die anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, weswegen sich viele Investoren daher mit neuen Positionen zurück zurückhielten. Tatsächlich ist bisher beispielsweise immer noch unklar, ob Indien sich nun aus russischen Energielieferungen zurückzieht oder nicht. Und auch der Ausgang des möglichen Treffen zwischen Trump und Putin, dass angeblich in zwei Wochen in Budapest stattfinden soll, ist zu diesem Zeitpunkt völlig offen
Nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag hatte Trump beide Seiten aufgefordert, den Krieg sofort zu beenden, auch wenn dies Gebietsabtretungen der Ukraine bedeuten könnte. Kiew hat unterdessen am Wochenende erneut erfolgreich die russische Energieinfrastruktur angegriffen und auch diesmal für empfindliche Ausfälle gesorgt diesmal möglicherweise sogar bei den kasachischen Öllieferungen.
17.10.25
USA: Rückgang der Netto-Rohölimporte verhindert massive Bestandsaufbauten
Die Preise der Rohölsorten Brent und WTI steuern derzeit auf Wochensicht bereits auf den vierten Rückgang in Folge zu, wobei WTI im bisherigen Wochenverlauf kein einziges Settlement oberhalb von 60 Dollar verzeichnen konnte. Brent hat sich diesem psychologisch wichtigen Preisniveau unterdessen stark angenähert.
Grund für den erneuten Preisrückgang war auch in dieser Woche hauptsächlich die Aussicht auf ein Überangebot, welches die IEA in ihrem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht für das kommende Jahr auf 4,0 Mio. B/T schätzt. Am gestrigen Donnerstag meldete das US Energieministerium (DOE) dann auch noch ein neues Langzeithoch bei den Gesamtölbeständen der USA, wenngleich die Rohölvorräte des Landes vergangene Woche immerhin nicht so stark zulegten, wie der Bestandsbericht des API hatte vermuten lassen.
Darüber hinaus belastete der wieder aufgeflammte Handelsstreit zwischen den USA und China die Ölpreise, denn sollten sich die beiden grössten Ölkonsumenten der Welt gegenseitig wieder mit Zöllen überziehen, hätte dies nicht nur negative Auswirkungen auf die Konjunktur, sondern auch die Ölnachfrage der beiden Länder.
Zu Beginn der Woche reduzierten die Marktteilnehmer zudem aufgrund des Waffenstillstands in Gaza auch den geopolitischen Risikoaufschlag, den sie bei den Preisen mit einkalkulieren. Die Frage ist nun, wie sich die weiteren Verhandlungen über einen längerfristigen Frieden in der Region entwickeln. Wichtige Knackpunkte, wie beispielsweise die Entwaffnung der radikalislamischen Hamas und die Zusammensetzung der Regierung der Enklave, sind noch offen und es werden wohl noch einige Gespräche nötig sein, um im Hinblick auf diese Punkte eine Einigung zu erzielen.
16.10.25
Rohöl- und Benzinvorräte der USA laut API stark gestiegen
Auch zur Wochenmitte gingen die Rohölpreise an ICE und NYMEX zurück, wobei Brent und WTI, die neuen Mehrmonatstiefs, die sie tags zuvor markiert hatten, gestern nicht weiter ausbauten. Während die gegenseitigen Sticheleien im Handelsstreit zwischen den USA und China bei den Marktteilnehmern weiterhin für Bedenken hinsichtlich der Konjunktur und der Ölnachfrage sorgt, gaben Äußerungen des US-Präsidenten im Hinblick auf Indiens Käufe von russischem Rohöl stützende Impulse.
Trump gab an, Indiens Präsident Narendra Modi habe ihm versprochen, dass sein Land kein Öl mehr aus Russland kaufen werde. "Am Rande betrachtet ist dies eine [stützende] Entwicklung für den Rohölpreis, da dadurch ein großer Abnehmer von russischem Öl wegfallen würde", kommentiert Analyst Tony Sycamore von IG die Meldung. Für Russland wäre es in der Folge noch schwieriger, sein Öl am internationalen Markt loszuwerden, was - zusammen mit der durch die ukrainischen Drohnenangriffe reduzierten Verarbeitsungsrate der russischen Raffinerien - letztlich auch die Ölproduktion Russlands sinken lassen könnte.
"Am Rande betrachtet ist dies eine positive Entwicklung für den Rohölpreis, da dadurch ein großer Abnehmer (Indien) von russischem Öl wegfallen würde“, sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG.
Hinzu kommt, dass der Verzicht Indiens auf russisches Öl auch die Chancen für ein Handelsabkommen zwischen den Washington und Neu Delhi steigen ließe. Dies würde wiederum der Konjunktur sowie der Ölnachfrage zugute kommen und somit einen weiteren bullishen Faktor für die Ölpreise darstellen.
Die Erwartung eines umfangreichen Überangebots am Markt bleibt allerdings ein Faktor, der das Aufwärtspotenzial der Ölpreise derzeit begrenzt, auch wenn unklar ist, wie umfangreich dieses letztendlich ausfallen wird. "WTI sieht sich einem erheblichen Widerstand bei etwa 60 Dollar pro Barrel gegenüber, und das Risiko von Schlagzeilen rund um die Spannungen zwischen den USA und China bleibt hoch", so Rebecca Babin, Senior Energy Trader bei CIBC Private Wealth Group, die damit auch gleich auf den anderen wichtigen Aspekt verweist, der die Ölpreise im Zaum hält, nämlich die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China.
Auf kurze Sicht werden die Marktteilnehmer heute aber erst einmal auf die Versorgungslage in den USA blicken, denn wegen des US-Feiertags am Montag werden die offiziellen Bestandsdaten des DOE erst heute um 18 Uhr veröffentlicht. Das API meldete gestern für die Woche zum 10. Oktober einen starken Anstieg der landesweiten Rohöl- und Benzinvorräte. Sollte das DOE diese bestätigen, dürfte dies die Ölpreise noch einmal unter Druck geraten lassen, selbst wenn die Destillatvorräte - wie vom API in Aussicht gestellt zurückgegangen sein sollten.
15.10.25
Narrativ der Überversorgung kommt allmählich in der Ölindustrie an
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX bauten am gestrigen Dienstag die Mehrmonatstiefs von Freitag weiter aus. Dabei belastete weiterhin hauptsächlich die Unsicherheit im Hinblick auf die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China - der beiden größten Ölverbraucher der Welt - sowie die Aussicht auf ein umfangreiches Überangebot.
"Der Rückgang unter 65 Dollar war der Beginn einer Preiskorrektur, die Brent unter 60 Dollar fallen lassen wird", greift Robert Rennie, Leiter der Rohstoff- und Kohlenstoffforschung bei der Westpac Banking Corp., der weiteren Preisentwicklung voraus und verweist dabei darauf, dass sowohl die OPEC als auch die IEA in ihren Monatsberichten die steigende Produktion thematisiert hätten: "Die derzeitige Überversorgung auf den Rohölmärkten wird sich noch erheblich verschärfen," so Rennie.
"Der Markt konzentriert sich angesichts gemischter Nachfragesignale auf das Überangebot," meint derweil der Analyst Emril Jamil von LSEG zur aktuellen Stimmung am Markt. "Nachlassende geopolitische Risiken und eskalierende Handelsspannungen üben ebenfalls zusätzlichen Druck auf die Preise aus“, fügt Jamil hinzu. Was die geopolitischen Risiken anbelangt, bleiben die Marktteilnehmer gespannt, wie sich die zweite Phase der Verhandlungen über den Friedensplan für den Gazastreifen entwickeln wird.
Bereits gestern gab es erste gegenseitige Vorwürfe von Israel und Hamas, die jeweils andere Seite habe den Waffenstillstand gebrochen. Und ob die Hamas, wie im 20-Punkte-Plan von Trump gefordert, vollständig auf Waffen verzichtet, bleibt weiterhin ungewiss. Sollte die Waffenruhe nicht halten, dürften die Marktteilnehmer die geopolitische Risikoprämie wieder erhöhen.
Allmählich rückt aber auch die nächste Zinssitzung der Fed wieder in den Fokus. Eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell wurde gestern von den Marktteilnehmern als Signal dafür interpretiert, dass die Zinsen bei der nächsten Sitztung des Offenmarktausschusses Ende Oktober noch einmal um 25 Basispunkte gesenkt werden. Dies würde der US-Konjunktur und damit auch der Ölnachfrage des Landes einen neuen Schub geben.
Die wöchentlichen Daten des DOE zur US-Ölnachfrage werden zusammen mit dem Bestandsbericht in dieser Woche erst morgen um 18 Uhr erscheinen, da am Montag in den USA Feiertag war. Die API-Bestandsschätzungen sind daher heute um 22:30 Uhr fällig. In ersten Schätzungen gehen Analysten davon aus, dass die US-Rohölvorräte vergangene Woche leicht gestiegen sind, während die Kraftstoffvorräte abgenommen haben sollen.
14.10.25
Brasilien auf Kurs in die Top 5 der Ölproduzenten
Nach den neuesten Verwerfungen im Zollstreit zwischen den USA und China stabilisieren sich die Ölpreise heute wieder im Bereich der gestrigen Settlements. Erste Signale einer Entspannung zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt hatten am Montag noch die Marktstimmung etwas aufgehellt.
US-Finanzminister Scott Bessent erklärte am Montag, Präsident Donald Trump halte an seinem Plan fest, sich noch in diesem Monat in Südkorea mit Chinas Staatschef Xi Jinping zu treffen. Beide Länder bemühen sich derzeit, die jüngsten Spannungen über Zölle und Exportkontrollen zu entschärfen. Bessent zufolge habe es am Wochenende intensive Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten gegeben, weitere Treffen seien geplant.
Doch die Sorgen um die Nachfrageentwicklung in Kombination mit der erwarteten Angebotsschwemme in den kommenden Monaten verhindern stärkere Preisanstiege – zumal nicht nur die OPEC+ immer weitere Förderanhebungen umsetzt, sondern auch außerhalb der Fördergruppe, etwa in Brasilien, das Angebot steigt. Die Angst vor einem deutlichen Überangebot wird dadurch nicht gerade gelindert.
Da hilft es auch nichts, dass die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht erneut betont, wie robust die Ölnachfrage ist. So soll das globale Ölnachfragewachstum, wie auch schon im letzten Monatsbericht prognostiziert, in diesem Jahr bei +1,3 Mio. B/T, 2026 dann bei +1,4 Mio. B/T liegen. Die EIA hatte in der letzten Woche mit +1,1 Mio. B/T in diesem und im nächsten Jahr einen deutlich bearisheren Ansatz vertreten. Heute Vormittag wird noch die IEA ihre aktuellen Schätzungen abgeben, die traditionell am bearishsten ausfallen dürften.
„Solange das Augenmerk der Marktteilnehmer auf einem möglichen Überangebot bleibt, ist Rohöl weiterhin anfällig für panikartige Verkäufe und vorsichtige Rückkäufe, die nur einen Bruchteil der Verluste ausgleichen“, erklärt Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights. Sie geht nach den Entwicklungen am Wochenende erst einmal nicht von zusätzlichen US-Strafzöllen gegen China aus.
13.10.25
Handelsstreit zwischen USA und China neu entfacht
In der letzten Woche hatte zunächst alles noch auf einen Gewinn hingedeutet, nachdem vor allem zum Anfang der Woche die weniger dramatische OPEC+ Angebotserhöhung für Auftrieb gesorgt hatte. Mit dem unerwarteten Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas nahm dann aber die Risikoprämie ab und der Markt erinnerte sich wieder verstärkt an die bearishen Angebotsprognosen der letzten Wochen und Monate.
Am Freitag sorgten dann neue Zolldrohungen des US-Präsidenten Richtung China dafür, dass die Marktteilnehmer nicht vergaßen, mit wieviel Unsicherheit die weltweite Konjunkturentwicklung nach wie vor behaftet ist. Donald Trump hatte als Reaktion auf Pekings Verschärfung der Exportkontrollen bei Seltenen Erden Strafzölle in Höhe von 100 % auf chinesische Waren angedroht. Zwar haben sich die Wogen seitdem schon wieder etwas geglättet, doch noch ist unklar, ob und wie die aktuell auf Eis liegenden Zollverhandlungen zwischen USA und China weiter gehen.
„Die entscheidende Frage ist, ob diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, mit gravierenden Folgen für globale Lieferketten und vor allem die Hightech-Produktion, oder ob sie lediglich als Druckmittel vor den geplanten Gesprächen am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea Ende des Monats dienen“, heißt es bei Goldman Sachs. Am wahrscheinlichsten sei derzeit, dass beide Seiten von den härtesten Forderungen und Maßnahmen abrückten und die im Mai vereinbarte Zollpause verlängerten. Dennoch, so warnen die Analysten des Bankhauses, bleibe das Risiko einer erneuten Eskalation bestehen.
„Der Markt hatte bereits ein Szenario mit den denkbar schlechtesten Folgen eingepreist. Daher reicht schon ein etwas moderaterer Ton des US-Präsidenten, um dem Ölpreis etwas Luft zu verschaffen“, kommentiert Haris Khurshid von Karobaar Capital LP. „Dennoch handelt es sich eher um eine technische Gegenbewegung als um eine echte Trendwende. Viele Marktteilnehmer schließen lediglich ihre Short-Positionen nach dem Ausverkauf der Vorwoche. Ohne greifbare Fortschritte im Handelskonflikt dürfte die Erholung daher nur von kurzer Dauer sein.“
Damit könnte er recht haben, denn an den grundsätzlich bearishen Prognosen für die kommenden Monate hat sich nichts geändert. Während die Konjunktur- und Nachfrageentwicklung weiter auf wackligen Beinen steht und von Unsicherheiten geprägt ist, dürften die globalen Fördermengen in den kommenden Monaten schon allein durch die OPEC+ Förderpolitik weiter steigen.
Wie die OPEC selbst die kommenden Monate einschätzt, wird sich heute Nachmittag zeigen, wenn der neue Monatsbericht der Gruppe erscheint. Er folgt auf den bearishen Monatsbericht der EIA, die in der letzten Woche für 2026 ein Überangebot von über 2 Mio. B/T prognostiziert hatte. Die OPEC Vorhersage dürfte in diesem Punkt allerdings deutlich moderater ausfallen. Morgen macht die IEA mit ihrem monatlichen Report dann den sprichwörtlichen Sack zu. Traditionell dürften die Aussichten der Pariser Agentur im Dreiervergleich am bullishsten Ausfallen.
Insgesamt bleibt die fundamentale Lage am Ölmarkt zum Wochenstart bearish zu bewerten, da sich an den längerfristig bearishen Angebotsaussichten nichts geändert hat und die jüngsten Verwerfungen im Zollstreit zwischen USA und China vor allem die erhöhte Unsicherheit an den globalen Märkten in Erinnerung gerufen haben.
Heute könnte es zudem noch zu besonderer Volatilität kommen, da in den USA der Columbus Day gefeiert wird, den manch ein Trader für ein verlängertes Wochenende nutzen könnte. Bei geringerem Handelsvolumen kann es zu verstärkten Kursschwankungen kommen. ICE und NYMEX bleiben allerdings geöffnet, der Handel findet zu den üblichen Zeiten statt.
10.10.25
Israels Regierung nickt Gaza-Abkommen ab
Dies ist vor allem auch der Erwartung geschuldet, dass die beschlossenen Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen nicht vollumfänglich auf den Markt zurückkommen werden. "Der jüngste Produktionsanstieg fällt geringer aus als zuvor befürchtet, was zu einem leichten Preisanstieg in dieser Woche beiträgt“, erklären zudem die Analysten von BMI .Wie nahe die OPEC+ im September an ihre Förderziele herangekommen ist, wird sich am kommenden Montag zeigen, wenn die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht, der auch die Produktionsdaten für September beinhalten wird. Der Monatsbericht der IEA folgt am Dienstagvormittag.
Der Ukraine-Krieg und die von Trump vor Wochen angekündigten, aber immer noch nicht verhängten weiteren Sanktionen gegen Russland wurden durch die Entwicklungen im Hinblick auf den Gazastreifen, den weiter andauernden US-Shutdown und die Regierungskrise in Frankreich zuletzt etwas in den Hintergrund gedrängt. Dennoch könnten sie die Versorgungslage maßgeblich beeinflussen, sollten sie noch kommen. Zuletzt sorgten allerdings hauptsächlich die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Energieinfrastruktur für Impulse.
Während seit dem gestrigen Donnerstag die Börsenplätze auf dem chinesischen Festland nach einer feiertagsbedingten Ferienwoche wieder geöffnet haben, wird am Montag in den USA der Columbus Day gefeiert. Zwar werden die Öffnungszeiten der US-Börsen dadurch nicht beeinflusst, wohl aber könnte das Handelsvolumen geringer ausfallen als üblich. Zu-dem könnten die amerikanischen Trader, die sich anlässlich des Feiertags ein verlängertes Wochenende gönnen, die Ereignisse und Daten von Montag (wie beispielsweise den Monatsbericht der OPEC) am Dienstag noch einpreisen. Unterdessen bleibt weiterhin abzuwarten, wie lange der Shutdown der US-Regierung noch dauern wird. Je länger die Situation andauert, desto größer wird das Risiko, das sie sich auf die Konjunktur und damit auch auf die Ölnachfrage der USA auswirkt wird.
Medienberichten zufolge sieht das Abkommen vor, dass die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig beendet wer-den, sobald es von der israelischen Regierung gebilligt worden sei, sodass seit gestern Abend theoretisch ein Waffenstill-stand gilt. Die Hamas forderte die Vereinigten Staaten und andere Parteien am gestrigen Donnerstag dazu auf, sicherzustellen, dass Israel den Waffenstillstand einhalte. Dies dürfte daran liegen, dass Israel bei einem früheren Waffenstill-stand, kurz nachdem dieser von US-Präsident Trump verkündet worden war, noch einen Luftangriff auf Gaza durchgeführt hatte.
9.10.25
Netanjahu und Hamas bestätigen Einigung
Die Einigung von Israel und der radikalislamischen Hamas auf die Umsetzung der ersten Phase eines Friedensabkommens für Gaza bringt heute eine weitere bearishe Komponente in den Ölmarkt, auch wenn das Angebot durch den bereits seit zwei Jahren andauernden Krieg im Gazastreifen nicht maßgeblich beeinträchtigt wurde. Die geopolitische Risikoprämie, die Trader in die Preise einkalkulieren, dürfte auf kurze Sicht erst einmal wieder leicht sinken, auch wenn diese zuletzt überwiegend wegen der Drohnenangriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur eingepreist wurde.
Letztere sorgen auf russischer Seite dafür, dass die Rohölexporte gesteigert werden, da zahlreiche Raffinerien aufgrund der Drohnenangriffe ihre Verarbeitung drosseln mussten. Hinzu kommt, dass Russland zusammen mit sieben weiteren Produzenten der OPEC+ freiwillige Förderkürzungen wieder nach und nach zurückgenommen und seine Produktionsmengen somit gesteigert hat. Der russische Vize-Ministerpräsident und Energiebeauftragte Alexander Nowak gab am Mittwoch laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax allerdings an, das Land habe im September trotz Produktionssteigerung etwas weniger Öl gefördert, als eigentlich an-gekündigt.
Die EIA geht in ihrem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht davon aus, dass die Lockerungen der im April und November 2023 angekündigten freiwilligen Zusatzkürzungen der acht OPEC+-Länder nicht in vollem Umfang auf den Markt kommen werden und auch die Fördermengen der OPEC+ insgesamt 2025 und 2026 niedriger ausfallen dürften als vereinbart. Nichtsdestotrotz rechnet man bei der EIA für das laufende Jahr mit einem Überangebot von +1,9 Mio. B/T und für das kommende Jahr mit einer Überversorgung von +1,3 Mio. B/T. Wie die OPEC und die IEA die Versorgungslage für 2025 und 2026 derzeit einschätzen, wird sich kommende Woche zeigen, wenn die beiden Institutionen ihre Monatsberichte vorlegen.
Auf Wochensicht meldete die EIA (bzw. das DOE) gestern für die Woche zum 3. Oktober ein Mehrmonatshoch von 13,6 Mio. B/T, was in erster Linie einer Anpassung der wöchentlichen Daten an die monatliche Statistik geschuldet war. Im Hinblick auf die Nachfrage gab das US-Energieministerium in seinem Wochenbericht zudem einen Anstieg der US-Nachfrage auf 21,99 Mio. B/T bekannt - den höchsten Stand seit Dezember 2022.
Insgesamt ist der Markt laut Citigroup-Analyst Francesco Martoccia der Ansicht, dass die Preise angesichts der Erwartungen eines weltweiten Angebotsüberschusses eher nachgeben werden. Allerdings "gehen die Meinungen über das Ausmaß des Rückgangs auseinander", so der Analyst. In einer Mitteilung gibt Martoccia an, dass ein Preisrückgang durch ein langsameres Produktionswachstum außerhalb der OPEC+ und gegebenenfalls wieder höhere freiwillige Beschränkungen der OPEC+-Produktion zusammen mit den geopolitischen Risiken, mit denen sich größe Förderländer wie Russland und Iran konfrontiert sähen, im Zaum gehalten werden könnte.
7.10.25
Russlands größte Raffinerie nach Drohnenangriff gedrosselt
Die Ölpreise bleiben am Dienstag weitgehend stabil im Bereich ihrer Vortageshochs. Die bullishe Marktreaktion auf eine geringer als erwartete Förderausweitung der OPEC+ war gestern durch neue globale Nachfragesorgen und die Gefahr eines Überangebots abgeschwächt worden. Dennoch haben die Rohölfutures den starken Preisverlust von vergangener Woche zum Teil wieder ausgeglichen.
„Die Rohölpreise stiegen, nachdem die OPEC einen geringeren Produktionsanstieg als erwartet angekündigt hatte. Der Ölmarkt hatte mit einer starken Erhöhung der Quoten für die Mitglieder der Organisation gerechnet, die sich am Wochenende zu Gesprächen über ihre Liefervereinbarung getroffen hatten“, erläutert ANZ-Analyst Daniel Hynes. „Dadurch wurden Befürchtungen zerstreut, dass der in den kommenden Monaten vom Markt erwartete Überschuss noch größer als befürchtet ausfallen könnte“.
Am Sonntag hatte das Förderbündnis beschlossen, ihre Produktion auch im November um vergleichsweise moderate 137.000 B/T zu steigern, und nicht um die im Vorfeld befürchteten 500.000 B/T. Allerdings schraubt die OPEC+ ihre Fördermengen schon seit Monaten schrittweise nach oben, um Marktanteile zurückzugewinnen – zumal die Konkurrenz aus Amerika ihre Produktion weiter gesteigert hat. Die Gruppe hat ihre Ölförderziele in diesem Jahr um mehr als 2,7 Mio. B/T erhöht, was etwa 2,5 % der weltweiten Nachfrage entspricht.
„Seit die OPEC+ im April 2025 begonnen hat, ihre Förderquoten zu erhöhen, befürchten die Märkte, dass zusätzliche Barrel der OPEC+ die Überversorgung verschärfen könnten“, kommentiert Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank of Australia. Sollten sich schlechte Nachfragesignale wie der Aufbau der weltweiten Lagerbestände oder der Rückgang der Dieselmargen weiter fortsetzen, dürfte der Brent-Preis seiner Einschätzung nach zwischen 60 und 65 Dollar pro Barrel bleiben.
Ein stärkerer Rückgang der Ölpreise wird bisher vor allem von den anhaltenden geopolitischen Spannungen verhindert. Dabei belastet der anhaltende Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Energieversorgung und erzeugt Unsicherheit über die russischen Ölflüsse. Vor allem die anhaltenden, in ihrer Vielzahl durchaus wirksamen Drohnenangriffe auf russische Energieinfrastruktur sorgen vermehrt für Probleme.
Trotz dieser Risiken geraten die Ölpreise zunehmend unter Druck. Anleger rechnen auch weiterhin mit einem Überangebot, da nicht nur die OPEC+ ihre Fördermengen steigert, sondern auch außerhalb der Fördergemeinschaft mehr Öl gepumpt wird. Dazu kommt, dass die Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums infolge neuer US-Handelszölle die Nachfrage weiter beeinträchtigen könnte und das Überangebot somit sogar noch größer ausfallen würde.
Wie die EIA die Entwicklung in diesem Zusammenhang einschätzt, wird heute Abend klar werden, denn dann gibt das US-Energieministerium seinen Oktober-Monatsbericht heraus. Die EIA eröffnet damit die Trias der drei wichtigen monatlichen Ölmarktreports, wobei OPEC und IEA erst in der kommenden Woche folgen. Die Angebots- und Nachfrageeinschätzungen der EIA haben, gemeinsam mit dem ebenfalls heute Abend erwarteten API-Bestandsbericht durchaus die Chance, dem Ölmarkt neue Richtungsimpulse zu geben.
